Modulation der Darmflora durch Nährstoffe mit präbiotischen Eigenschaften: Folgen für die Gesundheit des Wirts im Zusammenhang mit Adipositas und metabolischem Syndrom

Übergewicht - Präbiotika

Die Darmflora (enterales Mikrobiom, englisch microbiota) wird zunehmend als symbiotischer Partner für den Erhalt der Gesundheit betrachtet. Das Gleichgewicht (Homöostase) der Darmflora hängt von Wirtsmerkmalen (Alter, Geschlecht, genetischer Hintergrund …), Umweltbedingungen (Stress, Medikamente, gastrointestinale Eingriffe, infektiöse und toxische Agenzien…) ab.

Darüber hinaus ist sie von den alltäglichen Ernährungsumstellungen abhängig. Tierexperimentelle Daten, aber auch Beobachtungsstudien an adipösen Patienten legen nahe, dass die Zusammensetzung der Darmflora ein Faktor ist, der adipöse gegenüber mageren Personen, diabetische gegenüber nicht diabetischen Patienten oder Patienten mit Lebererkrankungen wie zum Beispiel nichtalkoholischer Steatohepatitis charakterisiert.

Darmbakterien können Energiestoffwechsel positiv beeinflussen

Interessanterweise können Veränderungen bei den Darmbakterien durch eine Diät und die damit verbundene Gewichtsabnahme rückgängig gemacht werden. Die qualitativen und quantitativen Veränderungen in der Aufnahme bestimmter Nahrungsbestandteile (Fettsäuren, Kohlenhydrate, Mikronährstoffe, Präbiotika, Probiotika) haben nicht nur Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Darmmikroben, sondern können auch die Expression von Genen in Wirtsgeweben wie Leber, Fettgewebe, Darm, Muskeln modulieren. Dies wiederum kann die Entwicklung von Fettmasse und Stoffwechselstörungen, die mit der Barrierefunktion des Darms und der systemischen Immunität verbunden sind, fördern oder vermindern.

Die Relevanz der prä- oder probiotischen Ansätze in der Behandlung der Adipositas beim Menschen wird bisher durch wenige Interventionsstudien am Menschen belegt. Allerdings helfen die mit diesen Verbindungen gewonnenen experimentellen Daten, neue potenzielle molekulare Angriffspunkte für die Ernährung im Zusammenhang mit Darmmikroben aufzuklären. Die metagenomischen und integrativen metabolomischen Ansätze könnten helfen zu klären, welche Bakterien unter den Billionen im menschlichen Darm, oder genauer gesagt, welche Aktivitäten/Gene, an der Kontrolle des Energiestoffwechsels des Wirts beteiligt sein könnten und für zukünftige therapeutische Entwicklungen von Bedeutung sein könnten.

Autoren
• Nathalie M Delzenne1, Audrey M Neyrinck, Patrice D Cani.
1Université catholique de Louvain, Louvain Drug Research Institute, Metabolism and Nutrition Research Group, Brussels, Belgium. nathalie.delzenne@uclouvain.be
Quelle
Delzenne NM, Neyrinck AM, Cani PD: Modulation of the gut microbiota by nutrients with prebiotic properties: consequences for host health in the context of obesity and metabolic syndrome. Microb Cell Fact. 2011 Aug 30;10 Suppl 1:S10 (Kurzfassungen: DOI | PMID).
Bildnachweis
• Martesia Bezuidenhout (fotolia.com, 31875729).