Lexikon

Diabetes mellitus

(m) Eine in der Bevölkerung häufig auftretende Störung des Kohlenhydratstoffwechsels, aber auch des Lipid- und Proteinstoffwechsels mit Insulinmangel oder verminderter Wirksamkeit des Insulins.

Einteilung des Diabetes mellitus nach der Ätiologie:

  1. Primärer (essenzieller, familiärer) Diabetes
    • Typ I = insulinabhängiger Diabetes mellitus (insuline dependent D. m. = IDDM) und
    • Typ II = nicht insulinabhängiger Diabetes mellitus (non insuline dependent D. m. = NIDDM)
  2. Sekundärer (nichtessenzieller) Diabetes mellitus
    • Pankreatopriver Diabetes: nach totaler oder subtotaler Pankreatektomie; bei ausgedehnter Zerstörung des Pankreas durch Tumor oder Verletzung; bei Pankreatitis; bei Hämochromatose
    • Extrapankreatisch-endokriner Diabetes: bei Hypersomatotropismus (Akromegalie); bei Hyperadrenalismus (→Cushing-Syndrom, Conn-Syndrom, Phäochromozytom); bei Hyperthyreose, bei Glucagonom
    • Medikamentös induzierter Diabetes: nach exogener Hormonzufuhr (STH; ACTH/Kortikoidhormone [Steroid-Diabetes]; [Schilddrüsenhormone]), nach Benzothiadiazinen
    • Seltene besondere Diabetesformen: z. B. als lipoatropher Diabetes (Lawrence-Syndrom), myatonischer Diabetes (→Prader-Labhart-Willi-Syndrom), Störungen des Insulinrezeptors, D. m. bei bestimmten genetischen Syndromen.

Einteilung des Diabetes mellitus (WHO):

  1. Typ I: juveniler Typ; Insulinmangel-Diabetes (= insulinabhängiger oder insulinempfindlicher Diabetes); kann in jedem Alter auftreten, vorwiegend jedoch im Jugendalter; bedarf meist der dauernden Insulinzufuhr; neigt – bei labiler Stoffwechsellage – zu Azidose sowie zu diabetischer Mikroangiopathie.
  2. Typ II: Erwachsenentyp; insulinunabhängiger oder insulinunempfindlicher Diabetes, bei dem ein Mangel an Insulinrezeptoren an den Erfolgsorganen besteht; kommt vor allem im höheren Lebensalter und bei Adipositas vor; weist relative Stoffwechselstabilität auf; durch Diät und β-zytotrope Antidiabetika beeinflussbar; neigt zu Atherosklerose als diabetischer Angiopathie; seine Manifestation wird durch hyperkalorische Ernährung, Infekte, hormonelle Einflüsse begünstigt.
Kriterien Typ I Typ II
Insulinbedarf insulinabhängig insulinunabhängig
Manifestationsalter Kindheit, Jugendalter mittleres bis spätes Alter meist über 40 Jahre
hereditäre Penetranz schwach stark
Gewicht Normal- oder Untergewicht Übergewicht
Insulinempfindlichkeit deutlich gering
Inselzellantikörper und Insulin-autoantikörper häufig fehlen
Ansprechen auf Sulfonylharnstoffe fehlt gut
Blutzucker große Schwankungen relativ konstant

Tab. 8 Charakteristische Unterschiede zwischen Typ-I- und Typ-II-Diabetikern.