(mpl) Synonym: →Anorectica, Appetithemmer
Appetitzügler sind Substanzen, die im Zentralnervensystem wirken und in den Bereich der medikamentösen Therapie der Adipositas fallen. Ziel ist es, mit ihnen die diätetischen und verhaltenstherapeutischen Therapieansätze zu unterstützen. Ohne eine entsprechende Integration in das multimodale Therapiekonzept ist ein allein auf Appetitzüglern basierender Ansatz in der Adipositasbehandlung sinnlos und führt zu keinerlei mittel- oder langfristiger Veränderung des Körpergewichts. Wirkprinzip: Die Regulation der Nahrungsaufnahme erfolgt innerhalb des ZNS überwiegend im Bereich des lateralen Hypothalamus. Innerhalb des Hypothalamus sind zahlreiche Neurotransmitter an der Entstehung des Sättigungsgefühls beteiligt. Aus der Gruppe der klassischen Neurotransmitter spielen Noradrenalin und Serotonin eine herausragende Rolle. Ihr Einfluss lässt sich durch bestimmte Pharmaka aktivieren. So führen →Amphetamine als klassische Appetitzügler, die bereits vor mehr als 50 Jahren entdeckt wurden, zu einer Stimulierung der Katecholaminfreisetzung aus noradrenergen Nervenendigungen bzw. zu einer Hemmung ihrer Resorption. Als Folge kommt es zu einer größeren Stimulation der adrenergen Rezeptoren, dies beeinflusst einerseits das Hungergefühl, andererseits sind Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit, leichte Erregbarkeit, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Schweißneigung, Übelkeit und Obstipation beschrieben. Bei bestehenden koronaren Herzerkrankungen kann es zu Rhythmusstörungen und zu Angina-pectoris-Beschwerden kommen. Darüber hinaus besitzen diese Substanzen ein Potenzial zur Suchtneigung und können bei falscher Dosierung zu Psychosen führen. Sie sind heute in der →Adipositastherapie nicht mehr zugelassen. Dagegen besitzen die serotoninergen Appetitzügler, die zu einer Serotoninfreisetzung aus den Neuronen des ZNS führen, bei denen das →Fenfluramin der klassische Vertreter ist, eher eine dämpfende Wirkung. Ein weiterer Vertreter dieser serotoninergen Substanzen ist →Dexfenfluramin, das bei der Hemmung der Nahrungsaufnahme ungefähr doppelt so wirksam ist wie Fenfluramin (Nebenwirkungen: Müdigkeit, Durchfall, Mundtrockenheit und Polyurie; wurde 1997 vom Markt genommen). Eine weitere serotoninerge und noradrenerge Substanz ist der →Sättigungsverstärker →Sibutramin, der jedoch nicht über eine Freisetzung der Neurotransmitter, sondern über eine Hemmung der Wiederaufnahme von physiologisch freigesetztem Serotonin und Noradrenalin wirkt (Nebenwirkungen: zusätzlich zu den serotoninergen Effekten eine Erhöhung der Pulsfrequenz). Bei allen zentralnervös wirksamen Substanzen besteht das Problem, dass sie nicht selektiv in das Regelzentrum des Hypothalamus eingeschleust werden können, wodurch ihre zahlreichen Nebenwirkungen bedingt sind.